Das Hostien Backen ist eine alte Handwerkkunst, die bei uns von Schwester zu Schwester weitergegeben wird. Früher backten unsere Schwestern bis zu 10’000 Hostien pro Woche, die sie dann in mit einem Schloss versehenen Metallkassetten an 10-15 verschiedene Pfarreien per Post versandten. Der jeweilige Sakristan besass den Schlüssel, um das Schloss zu öffnen. Dieses Vorgehen zeigt uns auf, mit welch hohem Respekt und mit welch grossem Sicherheitsbedürfnis auch nicht konsekrierte Hostien behandelt wurden. Damit wollte man vermeiden, dass man Gefahr lief, dass nicht konsekrierte Hostien in Umlauf gebracht wurden. Ein weiteres Sicherheitssiegel waren eingeprägte Motive, in den Hostien. Das Motiv diente nicht nur zur Andacht, passte zum Festtag oder zu den geprägten Zeiten (Fastenzeit, Weihnachtszeit etc.), sondern diente auch wiederum als Echtheitszeichen, um Fälschungen zu identifizieren. Denn so war sofort klar, woher sie kamen. Hostien könnte jeder backen und ausstechen, doch für geprägte Motive braucht es Hostieneisen, die ein normaler Haushalt nicht besass, sondern die in der Regel nur Klöster hatten. So konnte verhindert werden, dass von nicht geweihten und autorisierten Personen Pseudomessen gefeiert wurden, eine sogenannte simulatio sacramenti.


Wir backen nun jedoch nur noch Hostien für Kinder, die zu uns zur Vorbereitung der Erstkommunion kommen. Wenn die Kinder kommen, gibt es in einem der ältesten Klosterräume – der Backstube, mit dem imposanten 100jährigen, funktionstüchtigen Holzbackofen – zuerst eine Katechese zur Eucharistie und über den Empfang der Kommunion. Anschliessend dürfen sie mit den alten Metallstanzen die Hostien ausstechen. Die Hostienoblaten werden jedoch im Voraus von einer Schwester gebacken.
Die Hostien werden nach klar bestimmten Vorschriften hergestellt. Am Vorabend wird ein Teig aus Wasser und reinem Weizenmehl gemacht und anschliessend kühl gestellt. Der Weizen ist ein nahrhaftes und gutes Brotgetreide, er ist das Grundnahrungsmittel für einen grossen Teil der Menschheit. Zudem vergleicht sich Jesus selbst mit dem Weizenkorn, wenn er sagt:
«Amen, amen ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht»
Johannes 12,24


Mit dem Hostieneisen aus dem Jahre 1933 werden dann die Hostien von Hand gebacken. Es soll in Stille und Gebet verrichtet werden. Denn wir glauben, dass in der Messe während der Wandlung die Hostien zum Leib Christi werden. Dies ist ein grosses Gnadengeschenk, dass wir täglich mit dankbarem und reinem Herzen empfangen dürfen. Nicht umsonst heisst Eucharistie übersetzt «Gute Gnade», Dankbarkeit, Danksagung (Eu-charistia). Der Heilige Albertus Magnus, ein Dominikanertheologe und Kirchenlehrer aus dem Hochmittelalter, schreibt in seinem Werk «Über den Leib des Herrn» Folgendes: «In der Eucharistie ist alles Gnade, was wir sehen, berühren, verkosten.“
Das Hostienbacken ist eine sehr schöne und erfüllende Handwerkerkunst, die aber auch Übung braucht, bis die Oblaten optimal sind.




In der Fastenzeit soll uns dieses grosse Geschenk der Eucharistie wieder neu bewusst werden und unser Herz entflammen. Denn beim letzten Abendmahl, als Jesus mit seinen Jüngern das Paschafest feierte, hat unser Herr das Sakrament der Eucharistie eingesetzt. Das Pascha ist das Fest, bei welchem die Juden ihres Auszugs aus Ägypten gedenken und nach Vorschrift des Gesetzes (vgl. Exodus 12,8f.) das Pascha-Lamm im Feuer gebraten, zusammen mit ungesäuerten Broten und mit Bitterkräuter essen sollen. Christus gibt sein Leben als reines Opferlamm (Hostie = hostia (lateinisch) = Opfer, Opfergabe, Opferlamm) für uns hin, damit wir gerettet und in der Eucharistie innigst in IHM vereinigt werden.
Albertus Magnus schreibt dazu, dass die Bitterkräuter ein Gedächtnis an die Passion Christi sind und das Feuer ein Symbol von Jesu brennender Liebe. Ebenfalls mit Bezug auf das Paschafest werden die Hostien ungesäuert hergestellt, also ohne Sauerteig.
«Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.»
Lukas 22,19


